Graduierungen und ihr Zweck:
Graduierungen stellen die persönliche Wegstrecke jedes Einzelnen dar. Daher ist die Latte für jeden zwar verschieden hoch, aber die Leistung bleibt gleich.
Daraus ergibt sich, daß sich Grade nicht untereinander messen können.
Natürlich gibt es ein Spektrum innerhalb eines Grades. Je höher der Grad, umso mehr sollte das Spektrum ein einheitliches Niveau darstellen.
Aber dennoch gilt in erster Linie die pesönliche Wegstrecke. Aikido ist für alle möglich. Und darunter fällt auch die Anerkennung der persönlichen Leistung.
Graduierungen im Verband und ihre Legitimation:
Grade werden verliehen. Man kann sie sich, was selbstverständlich ist, nicht selber ausstellen.
Verliehen werden sie daher von Institutionen, die nachweisen können, dass in der Vergangenheit ein direkter Kontakt zu O Sensei Morihei Ueshiba, dem Begründer des Aikido, bestanden hat.
Die Danträger des Verbandes Aikikai-Verband österr. Aikidoschulen sind ausschließlich durch das Hombu Dojo Tokyo legitimiert (authorisiert), diesen Titel zu führen. Das Hombu Dojo ist die Zentrale einer Stiftung, die weltweit als Aikikai bekannt ist. Oberhaupt des Aikikai ist Moriteru Ueshiba, der Enkel von O Sensei Morihei Ueshiba. Das Oberhaupt führt den Titel Doshu.
Jedes Dan-Diplom des Aikikai wird von Doshu legitimiert und berechtigt den Empfänger, sich einen Danträger des Aikikai zu nennen (z.B. 1. Dan Aikikai). Damit ist er auch automatisch Mitglied des Hombu Dojo und erhält einen Yudansha Pass (Danträger Ausweis). Er ist dann ein Yudansha.
Es gibt Im Verband acht Dan Grade und sechs Schüler Grade.
Die Grade1. und 2. Dan Aikikai stellen so etwas wie einen Lehrling dar.
Den 3. bis zum 5. Dan kann man mit einem Gesellen vergleichen.
Ab dem 6. Dan beginnt die Meisterschaft.
Die ersten vier Dane werden auch gerne als "Kinderdane" bezeichnet.
Diese werden noch geprüft.
Danach werden die Dane verliehen. Man kann sie nicht mehr einfordern wie eine Prüfung, man muss durch seine beständige Arbeit an sich selbst beweisen, einem weiteren Grad gerecht zu werden.
Für alle Grade besteht ein Minimum an vorgeschriebener Zeit, was im Klartext einfach viele Jahre des Übens bedeutet. Oder mit den Worten von Junichi Yoshida, einem der ersten Aikidolehrer in Österreich:
"Sieben Jahre, um alles zu vergessen, was man jemals über Kämpfen gelernt hat. Man muss den Becher leeren.
Sieben Jahre, um Aikido eindringen zu lassen. Man muss den Becher füllen.
Dann kann man beginnen, Aikido zu praktizieren. Man beginnt aus dem Becher zu trinken".
Zeit ist ein wichtiges Faktum, denn erst im Laufe der Jahre stellt sich heraus, welche Persönlichkeit der Ausübende im Aikido herausbildet und was er wirklich verstanden hat. Es ist nicht so wichtig, wieviel und wie oft ein Schüler im Jahr trainiert. Die Frage ist, welche Reife der Ausübende in der Persönlichkeit erlangt hat. Diese wird nur durch viele Jahre des Übens geschmiedet (Tanren) und verfeinert. Die Graduierung selbst stellt dann eine Würdigung dieser Arbeit dar und wird sie zu schnell vergeben, könnte eine instabile Persönlichkeit Schaden nehmen.
Es gibt noch einige andere größere Weltverbände, die durch Schüler von O Sensei begründet wurden: Yoshinkan Aikido, Ki-Foundation, Iwama-Ryu etc.
Aber auch nationale Verbände seien an dieser Stelle erwähnt.
Diese nationalen Verbände bestehen auf Grund von staatlichen Auflagen oder Vorgaben und vergeben ebenfalls Dangrade durch ein nationales Komitee hochrangiger Aikidoexperten, die meistens ihre Wurzeln im Aikikai haben. Vom Aikikai werden diese Grade aber nicht anerkannt, da nicht überprüft werden kann, ob diese Grade den Anforderungen des Aikikai entsprechen. In der Regel beschreiten solche nationalen Verbände einen korrekten Weg, um in der Welt des Aikido Anerkennung zu finden.
Es ist daher immer sinnvoll, die Legitimation eines Aikidolehrers zu hinterfragen, woher er also seine Grad bekommen hat. Denn diese Legitimation bedeutet nichts anderes als die Bestätigung, wirklich in etwa das Aikido von O Sensei zu verwirklichen und nicht Aikido zu dem zu machen, was man in Aikido sehen will oder vielleicht sogar verkaufen will. Der Titel Aikikai bedeutet daher so etwas wie eine Währung, die weltweit bekannt ist und einen guten Ruf hat.
Sie soll etwaigem Missbrauch vorbeugen und verhindern, dass Menschen das Aikido von O Sensei lediglich dazu benutzen, um sich selber darzustellen.
Es ist zwar keine Garantie, schwarze Schafe gibt es überall, aber ein Danträger des Aikikai sollte zumindest ein Minimum von Werten verstanden haben, die einen Menschen ausmachen sollten. Dazu gehören Ehrgefühl, nicht falscher Stolz, Ehrlichkeit, auch der eigenen Unwissenheit und den eigenen Schwächen gegenüber, Loyalität, jedoch nicht ohne zu hinterfragen, und Freiheit, aber nicht Verantwortungslosigkeit.
Wer dieses Fundament mitbringt, kann sich auf den Weg des Aiki begeben, ohne sich selbst und dadurch andere zu belügen.
Zitat N.Tamura Sensei :
"Wenn ich im Sommer spreche, frieren im Winter meine Lippen".