Der Autor


Indien (1979)


Indien (1979)


Rückkehr aus Indien (1979)


Kreta (1980)


Bundesheer (1980)


Bundesheer (1980)


Bundesheer (1980)


Sahara (1981)


Sahara (1981)


Aikido


Blattvergolden (1985)


Mexiko-Guatemala-Belize Reise (1985)


Mexiko-Guatemala-Belize Reise (1985)


Mexiko-Guatemala-Belize Reise (1985)


Mexiko-Guatemala-Belize Reise (1985)


Mexiko-Guatemala-Belize Reise (1985)


Massageunterricht (1987)


Aikido


Hall of Fame (ab 1999)


Regina und Georg Meindl


Regina und Georg Meindl


ein Steinbruchfest

Wie alt bist du?

Ich bin 1957 in Linz geboren. Am 29.11.

Du bist ein Schütze?

Das ist mir egal. Ich halte nichts von Schubladen und Beeinflussung. Da verliere ich meine Freiheit.

Was hast du gelernt? Oder hast du studiert?

Ich war lange Jahre im Internat. 2 Jahre in der Hauptschule in Bad Goisern, danach bis zur 7. Klasse im Gymnasium in Wels. Gründe, meinen Sohn niemals in ein Internat zu stecken. Die Erfahrungen aus dieser Zeit haben mich geprägt. Ich lernte in dieser Zeit zu kämpfen. Ich war dann noch Externist in Baden bei Wien. Aber das brachte nichts mehr. 1979 trampte ich schon von Bombay nach Kathmandu und zurück. Lernen interessierte mich nicht mehr. Ich wollte leben.

Warum Indien?

Zu dieser Zeit war Indien das gelobte Land. Yogananda, Kirpal Sing, Vivekananda, Bhagwan, Shri Chi Moy, Krishna, Pantanjali, Kamasutra, Shivasutra, Bhagavatgita, Upanishaden, Ram Dass, die Veddas, Buddha, alle richteten ihre Aufmerksamkeit auf die Selbstfindung. Jeder ging nach Indien. Man wollte raus aus dem Trott. Mehr vom Leben haben als nur funktionieren.

Hat es funktioniert?

Total. Die Ashrams (Übungsstätten) waren überfüllt, Dalai Lama hatte Hochkonjunktur. New Age war geboren. Es entstand eine Art Supermarkt der Erleuchtung, eine Industrie. Es war eine clevere Sache. Du behauptest, "es" zu verstehen. Keiner kann es überprüfen. Und wenn einer nicht an dich glaubt, dann sagst du, er habe nichts verstanden. Der Clou war das Ego. Es stand für alles Schlechte. Für alle Zwänge. Sei frei, war die Parole. Treue, Verantwortung, Alltagsroutine waren nur mehr Feinde des wahren Ich's. Die Spaßgesellschaft war das Resultat. Diese Masche funktioniert immer noch. Prinzipien des Zusammenlebens wurden zum Feind der Selbstverwirklichung erklärt. Das Musical Hair ist ein gutes Beispiel dafür. Aber das schlimmste war das Guru-Syndrom.

Ein Guru ist ein spiritueller Lehrer, nicht wahr?

Ja, eigentlich schon. Aber es ging nicht mehr darum, etwas herauszufinden, es ging darum, andere zu belehren. Ein Meister zu sein. Man brauchte ja nur Halbwahrheiten. Man brauchte ja nur die Prinzipien der Gesellschaft zu hinterfragen. Das Prinzip der Familie zum Beispiel. Jedes Prinzip ist schwer zu leben, man kann dabei fallen. Genug Menschen fallen über Prinzipien, scheitern daran. Die Erlösung war der Trick mit dem Ego. Plötzlich brauchte man solche Prinzipien nicht mehr. Sie waren ja nur Egoismus. Der Feind der Wahrheit. Man stieg vom Gescheiterten zum Meister auf. Nur wenige haben auch diese Halbwahrheiten hinterfragt.

Wie ging es weiter? Wie hast du das "Spirituelle" mit dem Alltag verbunden?

Ich erhielt zu diesem Zeitpunkt meine Einberufung, da ich nicht mehr zur Schule ging.
So trampte ich nach Kreta und meditierte mal 6 Wochen in den Berghöhlen von Matala.

Wann war das?

1980.

Was hast du da erfahren?

Das kann ich dir nicht beschreiben. Es ist eine Erfahrung der anderen Art, wenn man die Welt anhält. Weg von der Meister-Masche. Wirklich zurückgezogen am Berg leben. Das Wasser im Kanister hoch schleppen. Aber ich merkte auch, dass dies nicht mein Weg ist. Es war zu bald. Auf dem Berg zu leben, meine ich. Ich fuhr dann direkt zu meiner Kaserne in Mautern bei Krems.

Du bist direkt aus der Höhle eingerückt? War das nicht paradox?

Direkt zu den Panzern. Ich genoss dann das über die Landschaft schweben, wie es nur mit einem Panzer möglich ist. Natürlich war es paradox. Aber dieses Paradoxon von Selbstfindung und Realität war wahrscheinlich auch der Grund, warum ich zum Aikido kam.

Wie hat das stattgefunden?

Es war beim Heer. Jemand beobachtete, wie ich einen kurzen Kampf hatte. Es ging um meine Mütze. Etwas sehr Reales, auf den ersten Blick Unwichtiges. Die Sache war schnell gegessen. Mein Kontrahent wurde dann mein Kamerad. Ein anderer Kamerad fragte mich dann, ob ich nicht Aikido lernen wollte. Ich sagte ihm, ich weiß wie man kämpft. Einer verliert. Einer gewinnt. Mal so, mal so. Eigentlich uninteressant. Aber notwendig. Er sagte, Aikido sei anders. Also hab ich nach dem Heer damit begonnen.

Was hast du beruflich gemacht?

Ich war 1981/82 Hausmeister im Keplerheim in Linz. Aber dazwischen, eben 1981, trampte ich per Autostopp durch die Sahara.

Per Autostopp? Geht das?

Jaja, besser als sonst wo. Zumindest damals.

Wohin ging es genau?

Nun, zuerst nach Trapani in Sizilien. Dann nach Tunis. Von dort nach Algier, weiter nach Tamanrasset im Süden. Das ist mitten in der Wüste. Rüber nach Gao in Mali, über Timbouktu nach Bamako, dann Dakar im Senegal, und über Marokko wieder zurück.

Das klingt nach einem weiten Weg?

War es auch. Ich hatte nachgerechnet. Es waren ca. 18.000 km. Ich brauchte dafür 3 Monate.

Was hast Du von dieser Reise mitgenommen?

Die Leere. Und die Größe. In der Sahara ist das Universum in seiner Größe zu sehen. Eigentlich bin ich nie aus der Sahara zurückgekommen.

Dazwischen warst du Hausmeister?

Ja, auch eine interessante Erfahrung. Sehr menschlich. Wenig Geld. Aber genug, um solche Reisen zu machen. 1982 kaufte ich mit Freunden 2 Autos und wollte noch mal runter. Freunde im Busch von Senegal besuchen. Aber das ging schief. Wir mussten in Algerien abbrechen.
Ich begann mich dann für Handwerk zu interessieren. Ich eröffnete 1982 eine Werkstatt und metallisierte Bilderrahmen. Natürlich hatte ich eine Lehrerin. Ich arbeitete unter ihrer Anleitung. 1983 begann ich auch mit meiner Massageausbildung bei Luib in Linz. 1984 wurde ich dann staatlicher Heilmasseur und 1985 bekam ich den Gewerbeschein für Blattvergoldung.

Blattvergoldung? Was ist das?

Du legst hautdünne Blättchen auf Kreidegrund auf. Eine Technik von den alten Ägyptern. Du restaurierst so Heiligenfiguren oder auch Kirchen. Die Decke im Landestheater hab ich mal ausgebessert. Du liegst am Rücken und darfst fast nicht atmen.
1985 war ich auch Masseur in Bad Schallerbach. 24 Menschen in 8 Stunden. Ich war ausgebucht, weil gut. Aber das Geld war zuwenig. Ich machte mich somit wieder auf den Weg. Diesmal Mexiko, Guatemala, Belize. 12.000 km in zwei Runden.

Warum Mittelamerika?

War mein ursprünglicher Traum. Ich hätte schon 1981 mit einem Skipper aus Dakar rüber fahren können. Aber 3 Monate auf einem kleinen Boot mit Fremden, nein, zu gefährlich. Da kann alles passieren.

Mexiko, da kommen mir Tempel der Mayas in den Sinn.

Ja, das war einer der Gründe. Verschollene Kulturen, Rätsel, du weißt schon. Ich hab keinen Tempel ausgelassen. Jeden Steinhaufen bestiegen.

Was hast du gefunden?

Wieder ein Paradoxon. Zum einen den Krieg. Es war Bürgerkrieg in Guatemala. Es ist eine andere Erfahrung. Wenn du zusehen musst, wie jemand gehängt wird, weil er keinen Pass hat, weil er deswegen ein Guerilla ist… Zum anderen das Ende einer Suche. Ich ging einen halben Tag durch den Dschungel 2000 km westlich von Cozumel Island. Ich war alleine am Pazifik. Hab sofort meditiert. War also wieder am Berg. Das mach ich übrigens überall, wo ich alleine bin. Und da hab ich etwas begriffen. Dass ich nach Hause muss und mein Leben leben muss. Ich bin dann wieder durch den Dschungel und am Abend stand ich auf der Straße, gerade noch rechtzeitig vor dem Einbruch der Nacht, und hielt wieder meinen Finger raus.

Krieg und Frieden, seltsam nah, oder?

In Pananjachel war es so. Stell dir einen Vulkansee vor, er nennt sich Atitlan. Dort wohnen ca. 3000 Indios, reinrassige Mayas, und die leben vom New Age Tourismus. Tai Chi, Yoga, einfach alles wird angeboten, ein Supermarkt der Erleuchtung in einer Indiosiedlung aus Holzhütten. Rundherum in den Bergen Sperrforts der Armee mit großen Coca-Cola Schildern über den Sandsäcken. Überall Militär in Tarnanzügen, du siehst sie erst, wenn du gegen sie läufst. Und am Abend hörst du Maschinengewehrfeuer. Wenn du am nächsten Tag über einen Berg gehst, findest du die Leichen. Und unten im Dorf machen sie Selbstfindung. Raja-Yoga, funktioniert nicht, Bhakti-Yoga, Kama-Yoga, Hatja-Yoga auch nicht, Tai Chi, schon wieder nichts, Tao Te King, wirkt auch nicht, Tantra, oh, schon besser. Na klar, im Supermarkt ist es eben alles da.
Die schnelle Erleuchtung, na ja, einige haben es dann schon kapiert, auch als sie den Mist mit dem Krieg doch sehen wollten. Man darf mich jetzt nicht falsch verstehen. Ich kenn Menschen, die machen seit Jahrzehnten Yoga, arbeiten ernsthaft an sich selbst und sprechen nicht darüber. Die machen einfach Yoga. Oder Tai Chi. Liebe Menschen. Menschen, die man ernst nehmen muss.

Du bist da an einem Punkt angekommen. Du sagst, du musst dein Leben leben. Wie sah das aus?

Nun, ich suchte mir eine Frau. Eine, mit der ich eine Familie hochbringen konnte. Eine, die die Herausforderung von Prinzipien annahm.

Du hast eine gefunden?

Ja. 1986-89 passierte viel. Ich unterrichtete in dieser Zeit Massage bei Luib. 1987 lernte ich meine Frau kennen. 1988 machte ich meinen 1. Dan in Aikido. Ein Jahr später eröffnete ich eine Werkstatt mit 4 Tischlern zum Restaurieren von Möbeln.
Gleichzeitig begann ich an der Universität, Aikidokurse abzuhalten.

War das nicht plötzlich ein bisschen langweilig? Ich meine, nach all deinen Abenteuern?

Wer selbstständig ist, dem kann nicht langweilig sein. Ich kämpfte ums Geld. Ich war für meine Tischler der Brotgeber. Aber du hast nicht ganz Unrecht. Es zog mich wieder in die Ferne. Diesmal aber anders. Zuerst machte ich 1990 noch den 2. Dan, aber 1992 begann ich mit dem Antiquitätenhandel. Ich fuhr fast jede Woche nach Ungarn und Rumänien. Ich hatte Abnehmer aus Deutschland, Italien und den USA. 1992 heirateten wir. Aber ich war selten zu Hause. 1993 kam unser Sohn zur Welt.

Wie hat eure Ehe das ausgehalten?

Wenn du hinfällst, musst du aufstehen. Wir haben uns an der Hand gehalten und uns nicht verloren. 1993 machte ich die Prüfung zum 3. Dan. Auch da war der Faden nicht gerissen. 1995 stellte ich dann den Großhandel ein. Ich konzentrierte mich auf Messen.

Du hast jetzt eine Aikidoschule. Wann hast du diese eröffnet?

1999. Ich schloss mein Geschäft, verkaufte alles, und baute damit mein Dojo. Parallel eröffnete ich ein Geschäft, in dem man Zinnfiguren für ein Spiel kaufen kann.

Zinnfiguren?

Ja, Du musst sie zusammenbauen, anmalen und dann kannst du nach einem Regelwerk auch spielen. So ähnlich wie eine Modelleisenbahn.

Das geht? Ich meine, davon kann man leben?

Ja, wenn man auch nicht reich wird. Aber es geht sehr gut. Meine Frau sagt, ich habe eine Art Jugendzentrum.

Wie das?

Ich habe viele Burschen, auch einige Mädchen, die den Mist ausbaden müssen, dass Elternteile von ihnen Freiheit für wichtiger halten als sich einer Beziehung zu stellen. Zum Beispiel die Freiheit, seine Frau zu prügeln, sein Kind zu prügeln, Scheidung usw. Soll heißen, sie kommen aus gebrochenen Familien. Ich bin einer, der nicht davonläuft. Das gibt ihnen Mut.

Du bist jetzt 5. Dan?

Ja. 2000 machte ich die letzte Prüfung zum 4. Dan. Da war ich auch in Japan, mal um zu sehen, wo Aikido herkommt. Jetzt unterrichte ich in der Slowakei, in Ungarn und auch in Deutschland.
Dieses Jahr wurde mir der 5. Dan verliehen. Ich weiß wofür. Es war ein langer Weg bis hierher.

Was unterrichtest du auf deinen Lehrgängen? Es gibt ja viele Lehrer im Aikido.

Es sind meine Geschichten, die ich erzählen kann. Das kommt nicht aus Büchern oder Seminaren. Das kommt aus dem Leben. Darum hat mein erster Aikidolehrer, als er mich mal besuchte, gesagt, du hast viel erlebt, du wirst einmal ein guter Aikidoka. Dieses Ziel hab ich vor Augen.

Bist du noch nicht gut? Nach so vielen Jahren sollte man meinen, du seiest ein Meister im Aikido? Aber ich habe gehört, du weigerst dich, dich Sensei (Lehrer) nennen zu lassen?

Was ist gut? Und was habe ich gemeistert? Erstens ist es in Österreich eher unüblich, sich Sensei oder sogar Meister nennen zu lassen. Ich denke, da sind wir uns größtenteils einig. Denn was heißt das? Ich würde mich, meiner Meinung nach, über andere stellen. Ich würde behaupten, eine Art Wissen gepachtet zu haben. Daran glaube ich aber nicht. Wissen kommt und geht. Bestenfalls wird es immer "richtiger". Mich interessiert aber nicht dieses Wissen, dieser "ismus", mich interessiert woher das Wissen kommt. Und da kann keiner Anspruch darauf erheben, wenn er diese Quelle gefunden hat, es sei sein Wissen. Da wären wir wieder bei, ich hab "es", und ich kann dann behaupten, andere haben "es" nicht. Was soll das?

Kennst du keine "Meister"?

Doch. Sie fordern es aber nicht ein. Sie verdienen es sich. Denn um sich dem Ego zu stellen, braucht es mehr als "es" für sich zu pachten. Man muss sich wirklich mit dem Ego anlegen, nicht die Egos anderer als Spielwiese benutzen. Vor diesen Menschen neige ich mein Haupt.

Wie ist das jetzt mit deiner Familie? Du bist wieder viel unterwegs, du stehst fast jeden Tag auf der Matte. Macht das keine Probleme?

Für mich ist Liebe eine Fähigkeit, die man entwickeln kann, kein Gefühl. Meine Frau besitzt diese Fähigkeit. Wir lieben uns, daher gibt es ein Band zwischen uns. Wir erlauben uns, zu leben. Es ist wie ein Gummi. Sind wir zu weit auseinander, schnalzt es uns zusammen. Wir haben gegen diesen Gummi keine Chance. Wir wollen auch keine Chance. Sonst wären wir nicht mehr zusammen.

Gummi also? Wer hätte das gedacht. Das klingt aber nicht sehr harmonisch?

Für mich war und ist Aikido niemals harmonisch. Auch nicht die Liebe. Ich mag dieses Wort "Harmonie" auch überhaupt nicht. Es impliziert für viele nur eine rosa Brille. Wenn ich Aikido unterrichtet, muss ich den Wahrheitsbeweis in der Familie antreten. Da kommt Gutes und Schlechtes, da kommt alles, nicht nur der Teil, den ich mir wünsche. Die Familie ist für mich das eigentliche Dojo, das eigentliche Leben. Hier zeigt es sich, was ich, was meine Frau von Liebe verstanden hat. Sie ist meine wichtigste Lehrerin. Sie ist mein täglicher Übungspartner.
Da wird sichtbar, ob wir über Liebe plappern oder uns dem stellen, was wir glauben zu sein. Plappern nutzt da nichts. Je älter wir werden, umso weniger Verletzungen gibt es. Weniger oft, weniger tief, aber trotzdem bleibt es spannend. Wenn du auf des Schwertes Schneide stehst, das scheinbar Gute auf der einen Seite, das scheinbar Schlechte auf der anderen Seite, wie könnte das langweilig sein? Du sinkst in dieses Schwert ein, das Paradoxon berührt sich, wird nicht mehr getrennt. Aber solche Worte sind totes "Wissen" sobald man sie ausspricht.

Totes Wissen?

Ja. Sieh mal. Wir kennen alle die Bedeutung von Worten wie Liebe, Hass, rund, Lüge etc. an sich. Wir streiten lediglich, wo diese Bedeutungen anfangen und aufhören. Ist das noch Liebe, ist das schon Lüge, blablabla. Ist es schon ein Mensch, ist er schon tot. Grenzen.
Vor lauter Streit über Grenzen versagen wir im Kommunizieren. Ein Dreieck beginnt sich zu drehen. Es ist ein sehr unrundes Rad. Uns interessiert aber nicht das Rad, uns interessieren die Ecken des Rads. Ob es ein Rad ist. Das Rad selber ist uns egal, uns interessiert der Streit, wie irgendwas aussehen soll. Wie Liebe aussehen soll. Verstehst du? Die Form, die "Wahrheiten", totes Wissen. Darum ist unsere Ehe, für meine Frau, meinen Sohn und mich, der Wahrheitsbeweis, ob uns die Liebe interessiert oder nur deren Form. Mit totem Wissen haben wir keinerlei Chance. Das Rad muss sich drehen, dazu ist es da. Selbst wenn es eiert.

Wissen ist also wertlos?

Es stellt nur die Position dar, den Standpunkt dar, den man gerade berührt.

Über den man dann endlos streiten kann?

Du hast es. Jetzt brauchst du nur mehr den richtigen Titel und dann kannst du dich anbeten lassen.

Klingt in der Tat verführerisch. Ich werde darüber nachdenken. Noch eine letzte Frage. Hast du eine deiner kleinen Geschichten für mich parat?

Wenn du meinst. Aber vergiss nicht. Für dich ist es lediglich ein Märchen. Mehr kann es nicht sein. Nur ein Märchen. Was für eine Geschichte? Vielleicht diese. Ich habe bei Vollmond am Strand in Belize meditiert. Unter Palmen. Plötzlich spüre ich eine Bewegung, ein Mann erscheint im Licht des Mondes. Er zieht eine Pistole und richtet sie auf meinen Kopf und sagt: "Now I kill you!" Ich blicke in die Trommel des Revolvers, etwas in mir will handeln und wartet gleichzeitig auf den Knall. Dann sagt der Mann: "It`s a joke. I am a policeman." Dann ging er.

Was hast du dann getan?

Ich hab weiter meditiert. Über den Tod. Den besten Lehrer den ich kenne. Den fürchtet das Ego am meisten. Weil es dann aufhört zu existieren. Und damit auch sein Wissen.

Danke für dieses Gespräch.

Danke fürs Zuhören.